Wir sind für Sie da
Wir sind dafür da, die Interessen unserer Mitglieder zu vertreten - aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Oberösterreichs.
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Am 21. Mai 1921 findet im Linzer Rathaus die konstituierende Sitzung der Arbeiterkammer Oberösterreich statt.
"Durch die Schaffung dieser Kammern ist aber auch die Arbeiterschaft erst zur uneingeschränkten gesellschaftlichen und menschlichen Gleichberechtigung aufgerückt, die wir durch jahrzehntelange gewerkschaftliche Arbeit vorbereitet haben."
(Auszug aus der Programmrede von Präsident Hans Pregant bei der Gründungssitzung, 21.5.1921)
Die Nachkriegszeit ist geprägt von Mangelwirtschaft, Inflation und steigender Arbeitslosigkeit. Es gibt kaum ein Gebiet, auf dem die Kammer nicht tätig ist. Hauptaufgaben sind Rechtsauskünfte, Schulungen der Betriebsrät:innen, Gesetzesbegutachtungen und ein engagierter Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit.
In Österreich erreichen mit dem Justizpalastbrand die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den politischen Lagern einen vorläufigen Höhepunkt. Nach dem Wahlsieg der Christlichsozialen 1920 wird den sozialpolitischen Errungenschaften der Sozialdemokraten der Kampf angesagt. Konservative versuchen das Rad der Zeit zurückzudrehen. Die Stimmen für einen autoritären Führerstaat werden lauter. Die junge Arbeiterkammer etabliert sich in diesem Umfeld dennoch als zuverlässige und beständige Institution.
Am Beispiel der Betriebsräte-Instruktorenschulen wird die breite Vernetzung der Arbeiterkammer Oberösterreich deutlich. Betriebsrät:innen aus ganz Oberösterreich können an verschiedenen Ausbildungskursen teilnehmen. Das demokratische Bewusstsein wird geschärft.
Das Aufgabengebiet der Arbeiterkammer wird umfangreicher, Personal muss aufgestockt werden. Eklatanter Raummangel macht den Neubau eines eigenen Kammergebäudes unumgänglich. In schweren Krisenzeiten erfordert die Errichtung eines repräsentativen Gebäudes Mut. Der Neubau würdigt die Arbeiterschaft in einer angemessenen Form.
Das Arbeiterkammergebäude kurz nach der Eröffnung
Hubert Gessner gilt als Hausarchitekt der Sozialdemokratie. Mit der Errichtung des AK-Gebäudes schafft er ein monumentales Bauwerk der politisch aufsteigenden Arbeiterklasse.
Mit der Ausschaltung des Nationalrats und der Einleitung des „autoritären Kurses" durch die Regierung Dollfuß im März 1933 wird die Parlamentarische Demokratie schrittweise zerstört. Politisches Ziel des Austrofaschismus ist die klassenübergreifende „Volksgemeinschaft“. Unternehmer- und Arbeiterschaft sollen sich in „Werksgemeinschaften“ als gleichberechtigt nebeneinander finden.
Die bisherigen Gewerkschaften werden von einer Einheitsgewerkschaft ersetzt, die Arbeiterkammern werden zu deren Geschäftsstellen.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich initiiert 1935 die sogenannte „Arbeitsbeschaffungsaktion“. Arbeitslose Menschen sollen in Beschäftigung gebracht werden. Die Maßnahmen greifen vor allem im Bereich Straßenbau sowie der Gewässer- und Bachregulierung.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland wird die Arbeiterkammer als Geschäftsstelle der ständestaatlichen Einheitsgewerkschaft am 16. Juni 1938 aufgelöst. Arbeitgeberschaft und Arbeitnehmer:innen werden in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) nach dem Führerprinzip zusammengefasst. Das Vermögen wird beschlagnahmt. Die Existenz der Arbeiterkammer Oberösterreich ist auch formal beendet.
Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) wird 1933 nach der Zerschlagung der Gewerkschaften im Dritten Reich gegründet. Gauobmann Franz Stadlbauer residiert ab 1938 im AK-Gebäude.
Gegen Ende des Krieges wird das Arbeiterkammergebäude im Zuge zweier Bombenangriffe schwer getroffen. Weitaus mehr Zerstörung erleidet das Gebäude aber durch einen vorsätzlich gelegten Brand nach dem Einmarsch der US-Trupppen am 10. Mai 1945. Die Verursacher des Brandes bleiben unentdeckt.
Schon im Herbst 1945 wird die Arbeiterkammer wieder gegründet. Gespräche zum Wiederaufbau finden aber schon vor Ende des Krieges im Untergrund statt. Aus dem Kreise früherer Sozialdemokrat:innen und Gewerkschafter:innen tritt ein Mann besonders hervor – Heinrich Kandl. Er wird zur zentralen Figur des Wiederaufbaus von Arbeiterkammer und Gewerkschaft. Das Arbeiterkammergebäude wird nach den Plänen Hubert Gessners wiederaufgebaut und 1949 eröffnet.
Die Not der Nachkriegsjahre macht die Aufgaben der Arbeiterkammer vielfältig. Hunger und Verzweiflung in der Bevölkerung sind groß. Neben der Beschaffung von Lebensmitteln und Arbeitskleidung setzt die AK bald schon Akzente in den Bereichen Jugend und Bildung. Zahlreiche AK-Erholungseinrichtungen und Bildungszentren werden eröffnet.
Lehrlingserholungstransporte wirken der starken Unterernährung Jugendlicher entgegen.
Das Referat für Bildungswesen, Jugendschutz und Frauenangelegenheiten mit Dr.in Emily Rosdolsky als Leiterin wird 1946 geschaffen. Der Tätigkeitsbereich ist umfangreich.
Emily Rosdolskys Wirken bedeutet einen großen Gewinn für die Stärkung von Frauenthemen in der Arbeiterkammer. Später werden diese im ÖGB angesiedelt. Die Forderung nach einem eigenen AK-Frauenreferat bleibt aufrecht. 1996 wird das AK-Frauenbüro eingerichtet.
Rosa Seibert (zweite von rechts) tritt als Expertin in die Fußstapfen von Emily RosdolskyDer AK-Vorstand beschließt 1947 die Gründung einer Volkshochschule (VHS).
„Mit dem Bau des Volkshochschulgebäudes hat (…) die Arbeiterkammer eine ihrer bedeutendsten gesetzlichen Pflichten erfüllt und der Erwachsenenbildung eine Heimstätte geschaffen (…)
Kammeramtsdirektor Dr. Viktor Kleiner
Die großen Herausforderungen des Wiederaufbaus werden anhand des Oktoberstreiks 1950 deutlich. Ausgelöst durch das Ergebnis des vierten Lohn-Preis-Abkommens – Erhöhung der Lebensmittelpreise bei gleichzeitig minimaler Lohnerhöhung – kommt es österreichweit zu Protesten der Arbeiterschaft. Am 27. September 1950 demonstrieren rund 2.200 streikende Arbeiter:innen vor dem Arbeiterkammergebäude und fordern von Präsident Heinrich Kandl erfolglos die Rücknahme des Abkommens.
Die AK als starke Ansprechpartnerin in den Regionen.
Zwischen 1954 und 1958 werden 7 von 14 der heute für die AK-Mitglieder zur Verfügung stehenden AK-Bezirksstellen (früher: AK-Amtsstellen) errichtet beziehungsweise umgebaut.
Eröffnung der AK-Amtsstelle Freistadt, 17.5.1958
Betriebsräte/-innen-Schulung in den Regionen, hier in Bad Hall. Eine wesentliche Aufgabe der Arbeiterkammer in den 1950ern.
Das AK-Bildungshaus Jägermayrhof auf dem Linzer Freinberg wird am 21. Jänner 1959 eröffnet.
Eine erste wichtige Rolle in der Geschichte der Arbeiterbewegung spielt die ehemalige Gastwirtschaft aber schon im Bürgerkrieg vom Februar 1934. Auf dem Freinberg halten rund 100 Angehörige des sozialdemokratischen Schutzbunds den Angriffen der austrofaschistischen Exekutive stand. Durch massiven Beschuss fällt der Jägermayrhof in die Hände der Regierungstruppen und wird zu einem Symbol des Widerstands gegen die austrofaschistische Diktatur.
1957 übergibt die Stadt Linz das Gebäude der Arbeiterkammer, 1959 beginnt man mit der Bildungsarbeit. Der Jägermayrhof wird eine zentrale Stätte für die Funktionär:innen-Bildung.
1973/74 erfolgen An- und Umbauten und 2015/16 schließlich eine Totalsanierung.
Die Arbeiterkammer setzt sich für ein neues Arbeitszeitgesetz ein. 1959 wird die 45-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt. Ein Generalkollektivvertrag in allen Branchen wird abgeschlossen.
Die AK-Konsument:innenberatung als Antwort auf Teuerungen und Qualitätsverschlechterungen sowie Aufklärung über neue Produkte der aufkommenden Konsumgesellschaft.
Das Konzept „Konzert für alle“ sieht vor, musikalische Veranstaltungen durch günstige Eintrittspreise Arbeiter:innen und Angestellten sowie Lehrlingen zugänglich zu machen.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich bringt als erste österreichische Arbeiterkammer ein farbiges Magazin für die Mitglieder heraus – ein Meilenstein in der modernen Kommunikation.
Ing. Max Lotteraner (rechts) initiiert 1969 den AK-Report, hier mit Präsident Josef Schmidl
Mit Beginn der 1970er-Jahre setzt sich die Überzeugung durch, dass ein modernes Bildungsheim nicht nur der Wissensvermittlung dient, sondern auch eine zeitgemäße Kulturarbeit anbieten soll. Der Jägermayrhof wird zum Ort für zeitgenössische Kunst und Literatur.
Das „AK-Wohnodrom“ auf der Welser Messe bietet eine Weltneuheit – die Wohnungssuche über den Computer.
Bundespräsident Rudolf Kirchschläger (Mitte) verschafft sich einen Überblick über das umfangreiche Serviceangebot der Arbeiterkammer Oberösterreich auf der Welse Messe.
Bruno Kreisky holt Johanna Dohnal als Staatssekretärin für allgemeine Frauenfragen in die Bundesregierung. Dohnal setzt sich unermüdlich für Gleichberechtigung ein und wird 1990 die erste Frauenministerin Österreichs. In der Arbeiterkammer Oberösterreich ist 1979 auch erstmals eine Frau im Vorstand vertreten – Hedda Kainz.
Fritz Freyschlag ist von 1982 bis 1999 Präsident der Arbeiterkammer und Sozialpartner mit Leib und Seele. Noch heute wird der Fritz Freyschlag-Preis für gelebte Solidarität regelmäßig vergeben.
Die Arbeiterkammer ruft die „Technologieberatung“ ins Leben. Betriebsrät:innen und Gewerkschafter:innen können sich über die Einflüsse der Elektronik am Arbeitsplatz informieren. Man möchte auf die Veränderungen im Arbeitsleben durch technische Innovationen hinweisen und Hilfestellung leisten.
In den 1990er-Jahren wird die Institution Arbeiterkammer zunehmend in Frage gestellt. Eine Reform des Systems wird notwendig und der Ruf nach Transparenz laut. Das neue „Zukunftssicherungsprojekt“ wird als Organisations- und Personalentwicklungsprozess angelegt. Serviceangebote werden ausgearbeitet. Viele Maßnahmen dienen heute noch als Grundlage für den ständigen Erneuerungsprozess der Arbeiterkammer Oberösterreich.
Dr. Josef Peischer wird 1988 stellvertretender Kammeramtsdirektor.
„Mit Peischer ziehen jetzt auch moderne Managementideen in das traditionsreiche Haus am Volksgarten ein“.
(Kronen Zeitung, 13.12.1990, S. 24)
Die neu gegründete Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG) ist in den Bereichen Betriebsansiedelung, Standortmarketing und Organisation von Technologietransfer tätig.
Die TMG steht für eine starke sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit.
Josef Peischer (links) und WK-Direktor Alfred Waldbauer auf einer gemeinsamen Reise der Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG) zur Firma Boing in Seattle
Die wichtigste Neuerung ist die Einführung des Rechtsschutzes. Mitglieder haben Anspruch auf Rechtsberatung und kostenlosen Rechtsschutz in Arbeits- und Sozialrechtsangelegenheiten.
Die AK-Leistungskarte – rascher und unbürokratischer Zugang zu den AK-Serviceleistungen für alle Mitglieder, hier die erste Karte von 1992
Trotz vieler Reformen wird in den 1990er-Jahren die Pflichtmitgliedschaft in den Kammern zunehmend politisch angegriffen.
Man entschließt sich, die Mitglieder selbst zu befragen. In Wirklichkeit läuft die Forderung nach Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft auf die Abschaffung der gesetzlichen Interessenvertretung hinaus, da Kammern ohne gesetzliche Zugehörigkeit der Mitglieder nach österreichischem Recht nicht möglich sind.
Bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung von 76,6 Prozent sprechen sich in Oberösterreich mehr als 90 Prozent für eine gesetzliche Mitgliedschaft bei der Arbeiterkammer aus.
„Unsere beste Rückversicherung sind unsere Mitglieder. Mein Anspruch war immer: Wenn wer über die Zukunft der Arbeiterkammer entscheidet, dann sind das die Mitglieder und sonst niemand.“
Zitat AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer (2020)
Hohe Wahlbeteiligung bei der Mitgliederbefragung
Alle helfen mit – der tägliche Servicebetrieb wird aufrechterhalten
Die AK richtet 1996 ein Frauenbüro ein. Jährlich bezieht es zu verschiedensten Themen Stellung, bei denen Benachteiligungen von Frauen im Arbeitsleben sichtbar werden. Hauptanliegen sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung.
„AK-Plus“ ist ein gesamtösterreichisches AK-Projekt. Freiwerdende finanzielle Mittel durch Einsparungen kommen den Mitgliedern direkt in Form von Leistungsangeboten zu.
„Im Zuge von AK-Plus haben wir viele gemeinsame Leistungen gemacht, so ist hier beispielsweise der nach wie vor beliebte Bildungsbonus entstanden.“
Zitat AK-Direktor Dr. Josef Peischer (2020)
Der Umbau des AK-Gebäudes schafft die räumlichen Voraussetzungen zur bestmöglichen Service- und -beratungsqualität für die Mitglieder. Nach über 2 Jahren Bauzeit wird das Gebäude am 9. Dezember 2008 bezogen.
Im Herbst 2020 kommt es zu einem großen Durchbruch in der Zusammenarbeit der oberösterreichischen Sozialpartnerschaft. Eine gemeinsame Clearingstelle von Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer soll Problemfälle zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer:innen auflösen. Allgemeine Rechtsfragen und Fragen zu Kollektivverträgen und deren Anwendung sollen sozialpartnerschaftlich gelöst werden.
Johann Kalliauer legt sein Amt nach 18 Jahren als AK-Präsident in jüngere Hände. Turbulente Zeiten prägen seine Präsidentschaft. Als unermüdlicher Kämpfer setzte er sich leidenschaftlich und beharrlich für die Interessen der oberösterreichischen Arbeitnehmer:innen ein.
Unter AK-Präsident Stangl startet mit der AK-Ausbildungsoffensive ein Projekt, das junge Menschen bestmöglich beim Einstieg ins Berufsleben unterstützt.
Neue Direktleistungen wie der Schulbonus, der Betreuungsbonus und der Mobilitätsbonus helfen AK-Mitgliedern in Zeiten der Teuerung rasch und unbürokratisch.